In wenigen Tagen werden wir nach Deutschland aufbrechen. Wir hoffen, dass dann endlich der Winter vorbei ist und der Frühling beginnt. Nach zwei Zwischenstopps in Saigon und Dubai wollen wir am 10. April wieder zuhause sein. Dieses Jahr wollen wir auch erst wieder im Dezember nach Vietnam kommen, da alles hier auf einem guten Weg ist.
Wir hatten jetzt gerade unser vierjähriges Jubiläum, da unser Engagement in Vietnam am 10 März 2014 begonnen hatte. Insgesamt haben wir bis jetzt zwei volle Jahre in Vietnam verbracht, in denen wir uns intensiv um die Zukunft von Luong und ihren Kindern Dung und Minh gekümmert haben.
Wir sind sehr froh sagen zu können, dass wir damit sehr erfolgreich sind. Luong hat ihre frühere Schildrüsenerkrankung überstanden und ist mit ihrer kleinen Firma Nha Trang Services sehr erfolgreich. Die Kinder sind lieb, intelligent, gesund und gut in der Schule.
Im letzten Reisebericht schilderte ich, dass während der Tet Feiertage ganz Asien unterwegs ist und dass dann alle Preise für Flugzeuge, Züge, Busse und Hotels explosionsartig ansteigen.
Luong, Dung und Vinh sind am 8. Februar nachhause zur Familie gefahren und hatten riesige Schwierigkeiten überhaupt Tickets zu bekommen.
Vinh entschloss sich kurzfristig die Feiertage doch nicht zum Vater auf die Kaffeefarm nach Daklak zu fahren, da dort bereits zwei Schwestern und zwei Brüder zu Besuch gekommen sind. Er fuhr stattdessen zusammen mit Luong und Dung mit dem Zug zur Mutter nach Ha Tinh. Die Bahn war genau wie die gesamte Strecke total überfüllt und sie brauchten für die 1.100 km rund 26 Stunden.
Luongs Sohn Minh freute sich besonders seine Mutter und seinen kleinen Bruder Dung wiederzusehen. Gemeinsam mit Luongs Mutter und dem jüngsten Bruder Duc feierten sie dann das neue Jahr.
Knapp drei Wochen später kamen sie dann wieder zurück. Auch zu dieser Zeit gab es keine freien Flugtickets und auch kein Bahnticket von Ha Tinh.
Luong, Dung und Vinh fuhren gemeinsam mit anderen Verwandten mehr als 8 Stunden mit dem Bus nach Hue (teilweise auf dem Boden sitzend) und übernachteten dort in einem Hotel, das ich ihnen per Internet buchen konnte. Am nächsten Tag fuhren sie dann von dort mit dem Zug nah Nha Trang, wofür sie weitere 20 Stunden benötigten.
Elke und ich haben die Zeit in aller Ruhe allein in Nha Trang verbracht. Wir waren häufig am Strand, besuchten viele Restaurants oder schauten uns die für Tet toll geschmückten Parks an. Doch kurz vor dem eigentlichen Neujahrtag bekamen wir eine Nachricht, dass uns Gam mit ihrem französischen Freund Lucas besuchen kommt.
Gam ist eine nette, zwanzigjährige Kellnerin, die wir in Saigon kennengelernt haben. Sie arbeitet im französischen Restaurant „Cocotte“. Ihr Freund Lucas ist 21 Jahre alt und lebt seit sechs Monaten in Saigon. Kennengelernt haben sie sich über Tinder.
Mit ihnen feierten wir ins neue Jahr hinein und hatten viel Spaß dabei.
In Vietnam spielt der internationale Frauentag eine ganz andere Rolle als bei uns. Überall auf den Straßen werden wie an Tet riesige Mengen von Blumen angeboten. Natürlich zu deutlich überhöhten Preisen. Diesen Teil der Marktwirtschaft haben die Vietnamesen schnell verstanden.
An diesem Tag kaufen alle Männer für die Frauen Blumen und auch in den Läden werden Blumen an Frauen verschenkt.
Auch Dung haben wir die Bedeutung von Women Day am 8. März verständlich gemacht. Aber irgendein Schelm hat ihm beigebracht, dass dann an allen anderen Tagen Men Day ist. Da Dung aber großzügig ist, sagt er auch an manchen Tagen „today is Women Day“.
Seit Jahren hat Dung oft Nasenbluten. Da das bei Kindern häufig vorkommt nahmen wir das nicht so ernst. Aber bereits vor einem halben Jahr meinte ein Hals-, Nasen- und Ohrenarzt es wäre besser mal im Krankenhaus die Nase „reinigen“ zu lassen. Darunter konnten wir uns wenig vorstellen.
Am 16. März besuchten wir dann nach mehrmaligem heftigen Nasenbluten ein Krankenhaus, das private Mind Hospital.
Das wurde vor gut zwei Jahren gebaut, bietet „westlichen Standard“ an und ist auf Herzkrankheiten spezialisiert.
Die dortige Fachärztin riet uns nach einer Endoskopie Untersuchung, bei der die Bilder auch im Computer gespeichert wurden, am besten gleich am nächsten Tag einen operativen Eingriff machen zu lassen.
Soweit wir verstehen konnten ging es um die Entfernung von Polypen und Drainagen zur Nasennebenhöhle. Deshalb wurden noch jeweils eine Ultraschalluntersuchung, eine Röntgenaufnahme und ein EKG gemacht.
Am Morgen des 17. März fuhr Peter mit Luong und Dung zum Hospital, wo Dung nach einer Wartezeit auf die Anästhesie und die Operation vorbereitet wurde. Dabei war Dung wie immer ganz tapfer.
Die Operation selbst dauerte etwa 45 Minuten und danach kam er für 4 Stunden auf die Wachstation, angeschlossen an alle notwendigen Maschinen. Weitere 4 Stunden musste er dann noch zur Beobachtung in ein normales Krankenzimmer.
Zum Schluss dann wurde die Rechnung bezahlt. Die Abrechnung erfolgte sehr präzise und vergleichbar einer Abrechnung für Privatpatienten bei uns. Die Gesamtsumme war dann auch keine Überraschung mehr, da wir bereits am Vortag davon erfuhren.
Insgesamt wurden für alle Untersuchungen, die Operation und die Nachbehandlung sowie die Medikamente für die nächsten sieben Tage etwa 6 Millionen Dong (215 Euro) berechnet. Die Krankenkasse, die Dung über seine Schule hat, übernahm davon dann noch 90 Euro. Soviel hätte wohl die Behandlung im staatlichen Krankenhaus gekostet. Für uns blieben Kosten von 125 Euro. Man kann sich gar nicht vorstellen wie niedrig hier die Preise selbst im privaten Gesundheitswesen sind.
Witzig war. Als Elke und ich auf einer Wartebank saßen kam ein Oberarzt auf uns zu, der ganz gut Englisch sprach. Erst fragte er uns woher wir kommen und ob wir auch gesund wären. Danach bot er uns dann an Herz Stente zu setzen. Leider mussten wir ihn enttäuschen und ihm mitteilen, dass wir noch sehr gesund wären und seine Hilfe nicht benötigen. Das Akquirieren von Privat-Patienten hatte er aber schon verinnerlicht.
Am 20. März besuchten uns in Nha Trang Hannelore und Helmut. Mit Helmut bin ich vor langer Zeit vier Jahre lang zusammen zur Schule gegangen. Da sie mit zwei Freunden eine vierwöchige Tour durch Vietnam und Cambodia machen wollten, stand ich ihnen bei der Planung mit Rat und Tat zur Seite.
Wir verstanden uns gleich sehr gut und nutzten die Zeit für viele Gespräche. Dabei kamen natürlich Restaurant- und Café-Besuche nicht zu kurz. Leider war nur wenig Zeit, da Elke und ich am 23. März nach Kuala Lumpur flogen.
Wir reisen gerne mal nach Kuala Lumpur, um zu shoppen und zu relaxen. Jetzt ist das noch günstiger, da es jetzt Direktflüge mit AirAsia von Nha Trang nach Kuala Lumpur gibt. Pro Person waren die Kosten für das Rückflugticket, inklusive Gepäck, Vorzugssitzplätzen und Mahlzeit etwa 150 Euro.
In Kuala Lumpur hatten wir in den letzten Jahren immer im Royale Chulan Hotel übernachtet. So auch dieses Mal wieder. Leider hat sich auch in diesem ansonsten schönen Hotel der Service deutlich verschlechtert.
Die drei Tage nutzen wir vor allem um Einkäufe zu erledigen und gut essen zu gehen (Steaks!). Kuala Lumpur ist für uns immer eine Reise wert auch wenn Elke sich dort unter den kalten Air Conditions noch eine Erkältung einfing.
Dung macht uns jeden Tag viel Freude. Im Juni wird er dann schon sieben Jahre alt. Es macht wirklich immer Spaß mit ihm zusammen zu sein. Von Montag bis Freitag geht er um 06:45 zur Ganztagsschule in die 1. Klasse. Schulschluss ist um 16:30 Uhr. Damit endet es aber nicht für ihn.
Von Montag bis Donnerstag muss er dann auch noch von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr zur Abendschule bei seiner Klassenlehrerin. Da wird gut eine Stunde unterrichtet und ansonsten gemeinsam gespielt. Das dient nicht nur der weiteren Schulbildung, sondern sichert auch das Wohlwollen der Lehrerin, die sich damit zusätzlich Geld verdient. Etwa 60-70 Prozent der Schüler nehmen daran teil.
Ansonsten liebt Dung es mit uns zum Strand zu gehen, mit Elke zu basteln und zu malen, mit uns allen „Mensch-ärgere-dich-nicht“ zu spielen, Roller Skates zu laufen und vor allem ist Fußball seine große Leidenschaft. Gemeinsam mit seinem Onkel Vinh schaut er sich im Fernsehen bei „Fox Sports“ viele nationale und internationale Spiele an.
Nach der Abendschule will er dann auch immer noch mit seinen Freunden Fußball spielen und ist stinksauer, wenn er zu früh abgeholt wird. Auf dem Tablet hat er eine tolle App zum Fußball spielen und um Fußball Manager zu sein.
Da er außer Real Madrid vor allem englische Mannschaften mag, ließen wir für ihn zwei Fußballtrikots anfertigen und mit seinem Namen Tien Dung beflocken. Nun trägt er stolz immer die Trikots von Liverpool und von Tottenham.
Für den Preis hier hätten wir in Deutschland noch nicht einmal ein Taschentuch in Vereinsfarben bekommen.
Elke und Dung haben für Ostern viel gebastelt und Eier angemalt. Als es in der Konditorei darum ging eine Torte für Ostern auszusuchen, entschied sich Dung für die Torte mit dem Hundegesicht. Diese Cremetorte hatte es aber wirklich in sich.
Wir können uns nur immer wieder beglückwünschen, dass wir vor knapp drei Jahren die Idee entwickelten Luong als Immobilienmaklerin tätig werden zu lassen. Obwohl sie zuerst befürchtete uns zu enttäuschen und die Aufgabe nicht zu meistern, ist sie sehr erfolgreich geworden.
Natürlich gibt es auch hier immer wieder Rückschläge und Enttäuschungen, die sie manchmal einfach noch zu ernst nimmt. Genau wie den regelmäßig wiederkehrenden Stress mit ihrer ukrainischen Partnerin. Luong ist aber immer äußerst motiviert, leider auch zu unpassenden Zeiten. Da knallt es auch häufig mal zwischen uns. Das ist aber nun einmal der Preis der freiberuflichen Tätigkeit.
Ihr Bruder Vinh, der nach Abschluss seines Jurastudiums nach Nha Trang kam um Luong zu unterstützen, ist leider nicht mehr die ganz große Hilfe.
Da er nach einem Praktikum jetzt selbst für eine große Immobilienfirma arbeitet, aber nur auf Erfolgsbasis, hat er nur noch sehr wenig Zeit Luong zu unterstützen und sich um Dung zu kümmern.
Deshalb soll jetzt Luongs Schwester Tinh aus Saigon kommen. Tinh ist Lehrerin und arbeitet in einer privaten Schule in Saigon. Da sie schon seit vielen Jahren dort tätig ist, ist die Schule wohl bereit sie auch für lange Zeit zu beurlauben. Tinh kann sich dann vor allem um Dung kümmern und Luong entlasten. Dadurch besteht auch die Möglichkeit, dass der ältere Sohn Minh in den Sommerferien für knapp drei Monate nach Nha Trang kommen kann.
Luong wird dann auch sukzessive Tinh in die Maklertätigkeit einführen, damit sie auch tagsüber zu einer echten Hilfe wird.
Da ansonsten alles gut läuft braucht Peter sich nur noch um die Website von Luong, um die Anzeigen in internationalen Medien, um die Finanzbuchhaltung
und ab und an um besondere englisch- oder deutschsprachige Kunden zu kümmern. Das geht auch gut von Deutschland aus.