Wie wir Euch vor einigen Wochen mitgeteilt haben, hat der Taifun gewaltige Schäden verursacht, besonders in der Provinz Ha Tinh. Das ist die Heimat von Luong und dort lebt ihr neunjähriger Sohn Minh bei den Großeltern.
Rund 100.000 Häuser wurden mit Wasser und mit Schlamm von den Bergen überflutet und viele davon total zerstört. Anhand der Fotos und eines Videos könnt ihr sehen, wie schrecklich die Lage war. Auch im Haus von Luongs Eltern stieg das schlammige Wasser bis auf mittlere Zimmerhöhe.
Die meisten Einwohner des Dorfes flüchteten in die höhergelegene Kirche und verbrachten dann dort mehrere Tage, bis das Hochwasser langsam sank und Unmengen stinkenden Schlamms hinterließ.
Leider befand sich Luongs Vater zu dem Zeitpunkt der Katastrophe nicht zuhause. Kurz davor fuhr er 1.000 km mit dem Bus zu seiner kleinen Kaffee Farm in Daklak. Er reiste dorthin, da im dortigen Krankenhaus unbedingt sein Auge gelasert werden musste. Ein Auge hat er durch den grünen Starr bereits vor zwei Jahren verloren. Sein Sohn Ai konnte ihn dort ins Krankenhaus fahren und anscheinend war der Eingriff erfolgreich, so dass er demnächst nach Hause fahren kann, um die Schäden an Haus und Hof genauer zu untersuchen.
Luongs Mutter musste deshalb gemeinsam mit ihrem Enkel Minh das ganze Elend allein erleben und jetzt mit dem Aufräumen und Säubern beginnen. Aber auch sie hat bereits diverse Erkrankungen u. a. Parkinson, gegen die sie auch ständig Medikamente nehmen müsste. Während der Überschwemmungen hatte sie das aber versäumt.
Nun musste sie mit starken Herzbeschwerden ins Hospital und die Ärzte wollen sie 15 Tage dortbehalten. Dagegen sträubte sie sich aber, weil sie sich um Minh kümmern will, aber auch weil sie Angst hat, dass ihre Abwesenheit vom Haus zum Diebstahl einlädt. Jetzt hat sie erreicht, dass sie tagsüber im Krankenhaus bleibt und zum Schlafen nach Hause gehen.
Zur Nothilfe für Luongs Familie haben Elke und ich unsere Freunde daheim um Spenden gebeten.
Dafür danken wir allen Spendern ganz, ganz herzlich und bestellen Euch ganz herzliche Dankesgrüße von Luong, ihren Eltern und der ganzen Familie. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass sie mit solcher Unterstützung niemals gerechnet haben. Nun schwanken sie ständig zwischen tiefer Dankbarkeit und großer Scham. Sie schämen sich dafür, dass sie jetzt im Alter auf Hilfe von außen angewiesen sind.
Von dem Geld haben erst einmal 350 Euro an die Eltern überwiesen, damit das Notwendigste erst einmal realisiert werden konnte. Luongs Vater wird nach seiner Rückkehr im Dezember feststellen, ob und wie die Schäden repariert werden können oder ob das Haus zu defekt ist. Sollte das der Fall sein, dann müsste ein neues kleines Häuschen gebaut werden. Wir werden Euch weiter davon und der weiteren Verwendung des Gelds berichten.
Einige von Euch haben gefragt, wie es denn um die soziale Absicherung in Vietnam steht.
Vietnam ist noch immer ein Entwicklungsland, das trotz großem Wirtschaftswachstum auch weiterhin unter den Spätfolgen der riesigen Kriegsschäden leidet und das niemals Aufbauprogramme erhalten hat, wie z. B. den Marshallplan für Nachkriegsdeutschland. Bis zum heutigen Tag gab es keinerlei Entschädigung für die Zerstörung des Landes durch die USA.
Während des Bombenkrieges wurden über Vietnam mehr Bomben abgeworfen, als im 2. Weltkrieg auf alle daran beteiligten Länder. Zusätzlich dazu kommen noch die verheerenden Umweltschäden, durch chemische Kampfmittel wie Agent Orange, die weite Landstriche verwüstet haben und noch immer zu schwersten Behinderungen bei zahlreichen Neugeborenen führen.
Alles was es heute in Vietnam an Wachstum gibt, hat sich die Bevölkerung selbst erarbeitet. Das macht es dem Land grundsätzlich erst einmal schwer, eine soziale Absicherung zu bieten.
Zwar verbessert sich das Gesundheitssystem langsam in Vietnam aber es ist überhaupt nicht mit westlichen Standards zu vergleichen. Manche, meist staatliche Firmen oder Großbetriebe bieten zwar ihren Mitarbeitern einen Krankenversicherungsschutz, aber meistens muss der Erkrankte trotzdem anteilig mitbezahlen. Aber viele Millionen von Vietnamesinnen und Vietnamesen, die in Kleinbetrieben, Läden oder in der Gastronomie ohne Anmeldung arbeiten, haben gar keinen Versicherungsschutz.
Arme, kinderreiche und behinderte Menschen erhalten Zuschüsse bei den Krankheitskosten, aber trotzdem müssen viele von ihnen bis zu 2/3 der Kosten von Ärzten, Krankenhäusern, Medikamenten usw. zusätzlich bar bezahlen. Zwar sind die anfallenden Summen nicht sehr hoch, belasten aber arme Vietnamesen trotzdem stark.
Es gibt zwar überall staatliche Krankenhäuser mit vielen meist jungen Ärzten und preiswerte Standardmedikamente, aber die stationäre Unterbringung ist meist unzumutbar. Oftmals liegen zwei Patienten in einem Bett und die Verwandten müssen sich auch im Hospital intensiv um sie kümmern, z. B. mit Essen versorgen.
Die Preise in den gut ausgestatteten, westlich orientierten Privatkliniken sind für uns immer noch sehr günstig, für die meisten Vietnamesen weiter unbezahlbar.
Es gibt zwar für den geringen Teil der vietnamesischen Bevölkerung, die in staatlichen Betrieben oder Großbetrieben arbeitet, seit 1990 eine Rentenzusage. Die geht aber häufig an der Lebenswirklichkeit völlig vorbei. Manchmal wurden die von den Beschäftigten erhobenen Gelder von den Betrieben nicht abgeführt oder auch durch Korruption veruntreut.
Außerdem kann nur derjenige z.B. in Großbetrieben der Textilindustrie etwas erhalten, der mindestens zwanzig Jahre dort beschäftigt war. Frauen, die dort arbeiten, sind in der Regel jeweils nur sechs Monate im Jahr beschäftigt und fahren dann wieder in ihre Heimat zu Mann und Kindern. Wegen dieser Situation kam es in 2016 zu diversen Streiks.
Für die Landbevölkerung, wie Luongs Eltern, gibt es keinerlei Altersversorgung. Im Alter sind sie ausschließlich darauf angewiesen, was ihre Kinder ihnen geben können, oder ob sie sich im Leben etwas absparen konnten. Kinder sind damit oftmals die einzige Altersvorsorge. Es ist ein ungeschriebener Generationenvertrag. Die Eltern kümmern sich intensiv um ihre Kinder und tun alles für ihr Gedeihen und für ihre gute Ausbildung. Später dann kümmern sich die Kinder besonders finanziell um den Lebensabend der Eltern.
Am 25. Oktober fuhren wir mit dem Leihwagen zum Flughafen München. Durch das online-check-in Verfahren brauchten wir am Schalter von Emirates nur fünf Minuten. Pünktlich um 15:40 Uhr startete der A380 dann mit uns in Richtung Dubai.
In Dubai wurden wir gleich beim Aussteigen von einer ganz besonders freundlichen Frau von den Philippinen erwartet, die uns zum Airport Hotel führte. Diesmal war es ein langer Weg, da wir überraschenderweise am Concourse C ankamen und den langen Fußweg zum Concourse B bestreiten mussten.
Nach einem sechsstündigen Schlaf ging es dann morgens um 09:30 Uhr Ortszeit weiter, mit einer B777 nach Saigon. Dort landeten wir dreißig Minuten zu früh aber der tolle VIP-Visa-Service erwartete uns trotzdem schon. Nach zehn Minuten hatten wir unsere Visa und kurz danach bekamen wir unser Gepäck. Nun aber mussten wir etwa 30 Minuten warten, bis der vorher bestellte Wagen erschien und uns zum Hotel Majestic direkt am Saigon River brachte.
Das Hotel Majestic wurde 1925 im französischen Kolonialstil erbaut und pflegt diesen besonderen Style weiter. Die zwei Tage dort haben wir sehr genossen. Besonders die Terrasse in der 5. Etage mit Blick über den Saigon River ist das Geld schon wert. Dort aßen wir unser Frühstück und zum Abschluss nachts gab es dort dann noch einen Mojito oder Gin Tonic.
Elke nutzte die Zeit in Saigon um mal wieder Schuhe zu kaufen und die obligatorische Handtasche. Außerdem erstand sie für ihre Malerei Keilrahmen, Pinsel und Farben.
Freitag am 28. Oktober flogen wir dann nach Nha Trang. Als wir dort landen wollten, musste der Pilot auch wegen des starken Regens die Landung in etwa 30 m Höhe abbrechen und durchstarten.
Dann kreisten wir mehr als eine halbe Stunde, bevor wir landen konnten. Hätte es dann auch nicht geklappt wäre das Flugzeug nach Saigon zurückgekehrt.
Ich habe solche Situationen auf meinen ca. 1.500 Flügen ja schon mehrfach erlebt. Für Elke war es das erste Mal.
Dann gab in den nächsten zwei Wochen auch in Nha Trang jeden Tag Regengüsse. Nachts regnete es oftmals stundenlang. Eines Morgens wachten wir auf und auf unseren Straßen war alles vollgelaufen, wie ihr auf einem Bild sehen könnt.
Dung konnte jedenfalls nicht zur Schule gebracht werden. Trotzdem mussten wir noch mit dem Taxi zum Einkaufen fahren. Das ging gerade noch obwohl auch einige Motorbikes steckengeblieben und abgesoffen waren.
So viel Regen haben wir in den letzten drei Jahren nie erlebt. Trotzdem hatten wir während des Regens noch etwa 28°.
Zum Glück ist es jetzt wieder schön geworden und wir können wieder Strand und Sonne genießen.
Hier gibt es jetzt zum Glück nur positive Dinge zu berichten. Luongs Bruder Vinh hilft, wo er kann und gemeinsam mit der ukrainischen Partnerin Julia stabilisieren sie das Geschäft von Nha Trang Services auf gutem Niveau, trotz der Regenzeit. Zahlreiche Urlauber sind hier und es werden ständig neue Hotels und Apartmenthäuser errichtet, in sehr kurzer Zeit.
Jetzt ist es auch endlich gelungen für Luong und die Kinder eine behördliche Anmeldung in Nha Trang zu erhalten. Das war außerordentlich schwer und ging natürlich nur, nachdem sie dem Behördenleiter ein entsprechendes „Teegeld“ bezahlt hat. Damit kann Minh im nächsten Sommer auch nach Nha Trang kommen und beide Kinder können im nächsten Jahr in Nha Trang ordentliche Schulen besuchen.
Luongs Vater wurde am 14. November mit Atemnot in ein kleines Hospital in der Nähe seiner Kaffeefarm nahe Buon Ho eingeliefert. Dort haben ihn die Ärzte erst einen Tag lang auf Lungenprobleme behandelt, bevor sie vermutet haben, dass er einen Herzinfarkt erlitten hat. Dann wurde er ins Bezirkskrankenhaus in die Kreisstadt Buon Ma Thuot verbracht, die 50 km entfernt ist.
Die dortigen behandelnden Ärzte haben sofort erkannt, dass es ein Herzinfarkt ist und dass ein Herzkatheter gelegt werden muss. Aber, sie haben zuerst die mitgereisten Kinder sofort darauf hingewiesen, dass der Katheter und das Anbringen des Stent mindestens 2.500 Euro (60.000.000 VND) kosten werden.
Die Summe musste auch vorab im Krankenhaus hinterlegt werden. Da sie über solche Summen überhaupt nicht verfügen, sind die Kinder zurück ins Dorf und haben sich die Summe von Nachbarn etc. gegen hohe Zinszusagen geliehen.
Am 16. November ist Luongs Vater operiert worden und sie haben sogar zwei Stente legen müssen. Zum Glück ging es ihm gleich etwas besser und er kann wenigstens wieder atmen. Damit steigen aber die Krankenkosten weiter auf mindestens 3.300 Euro (80.000.000 VND).
Leider wurde auch noch eine Schädigung der Nieren entdeckt, so dass der Krankenhausaufenthalt andauert und sich mehrere angereiste Kinder abwechselnd um die Pflege kümmern (müssen). Eine Pflege durch Krankenhauspersonal findet kaum statt.
Elke und ich haben darüber geredet was wir in dieser Situation tun können. Von dem von unseren Freunden gespendeten Geld sind nach den Vorabzahlungen noch 2.600 Euro (> 60.000.000) übrig.
Wir haben unseren Freunden vorgeschlagen, diese Summe für die Krankenhauskosten zu verwenden. Ansonsten würden die Sorgen Luongs Eltern noch mehr belasten, als es das kaputte Haus bereits tut. Sie wüssten nie, wie sie das Geld und die mindestens 15 % Zinsen pro Jahr zurückzahlen könnten. Elke und ich werden uns bei den dann noch offenen Beträgen natürlich zusätzlich finanziell engagieren.
Viele unserer tollen Freunde haben uns sofort geantwortet und ihre Zustimmung dazu erteilt. Weiters Geld kam auch noch dazu. Aber fast alles ging schon drauf für die bisherigen Krankenhauskosten. Für das Haus ist sehr wenig geblieben.