Seit März 2014 veröffentlichten wir in 25 Reiseberichten wie wir unserer vietnamesischen Patentochter Luong halfen, für sich und ihre beiden Söhne Dung und Minh, eine gesicherte wirtschaftliche Zukunft aufzubauen. Damals versprachen wir ihr und ihren Eltern uns mindestens fünf Jahre lang dafür auch finanziell zu engagieren.

Ende 2019 war es dann auch wirklich geschafft. Luong machte ihr kleines Unternehmen „Nha Trang Services“ zu einer Erfolgsgeschichte. Durch den massiven Ausbau der internationalen Flugrouten zum Nha Trang Airport, besonders in 2018 und 2019, wurden immer mehr Piloten aus aller Welt in Nha Trang stationiert. Nachdem einige von ihnen sehr gute Erfahrungen mit Luong als Wohnungsvermittlerin gemacht hatten, sprach sich das bald herum.

In kurzer Zeit gelang es ihr etwa 25 Piloten als Langzeitmieter von guten und hochpreisigen Apartments zu gewinnen. Gute Internetangebote und positive Rückmeldungen ließen die Anzahl der Klienten ständig weiter steigen. Die Zukunft schien gesichert zu sein und wir brauchten sie nicht mehr finanziell zu unterstützen.

Im Januar 2020 war Nha Trang voll von chinesischen Touristen, die als Familien das chinesische Neujahrsfest hier verbrachten. Plötzlich wurden Ende Januar alle Flüge von und nach Wuhan eingestellt. Wenige Tage danach gab es ein Einreiseverbot für Flüge aus China.

Ab dem 15. März 2020 sprach dann die vietnamesische Regierung ein Einreiseverbot für alle Touristen aus. Ab dem 30. März wurden alle Inlandsflüge eingestellt. Elke und mir gelang es noch mit großen Schwierigkeiten am 31. März 2020 das Land zu verlassen.

Die Mieter, die Piloten sind, verloren alle in kurzer Zeit ihren Job und mussten das Land verlassen. So entgingen Luong nach kurzer Zeit etwa 90 Prozent ihrer Einnahmen. Dadurch mussten wir unsere finanzielle Unterstützung wieder aufzunehmen und erhöhen.

Mit der Verbreitung der hochansteckenden Omikron Corona Variante auch in Vietnam stellte Vietnam die Covid Politik um. Durch die hohen Impfraten in der Bevölkerung konnte man die starken Ausgangsbeschränkungen reduzieren und am 15. März 2022 wurde Vietnam wieder für den internationalen Tourismus geöffnet.

Schon am 25. März reisten Elke und ich mit E-Visa für nur 30 Tage wieder nach Vietnam. Zwei Tage blieben wir in Saigon und genossen den Aufenthalt im "Hotel Majestic" am Saigon River.

Von dort ging es dann nach Nha Trang, wo wir Luong und Dung wieder in die Arme schließen konnten.

Aber was war während Corona aus Nha Trang geworden? Wir erkannten die vorher so bunte und lebhafte Stadt nicht mehr wieder. 70 Prozent der Restaurants und Geschäfte waren geschlossen, ebenso die meisten Hotels. Anstatt bunter Neonlichter in der Nacht gab es nur völlig dunkle Straßen und Müll auf den Gehwegen.

Unzählige Menschen hatten ihre Arbeitsplätze und ihre wirtschaftliche Existenz verloren. Erstmals erlebten wir in Nha Trang bettelnde Kinder auf den Straßen.

Es war einfach schrecklich was aus unserer zweiten Heimat geworden war. Wir waren wirklich geschockt und deshalb beschlossen wir auch keinen Reisebericht über diese Erlebnisse zu schreiben.

Elke und ich lebten in der Zeit im „Maple“ in einem schönen großen  105 m² Apartment im Zentrum, dass Luong für uns besorgt hatte. Leider ergab es sich, dass unzählige Musikfeste auf einem zentralen Platz ganz in unserer Nähe veranstaltet wurden, die erheblichen Lärm verursachten.

Oft mussten wir dort intervenieren aber häufig auch erfolglos. Das Problem ist, dass Vietnamesen ein total anderes Verhältnis zu jeder Art von Lärm haben. Ich sage immer zu Luong Vietnamesen haben keine Ohren, nur Ohrlöffel außen - ohne jede Funktion.

Die lauteste Art von akustischer Umweltverschmutzung ist wohl die vietnamesische Hochzeit. Bei der normalen Menschen die Ohren platzen. Regelmäßig wird in Vietnamesischen Medien erfragt, weshalb sind Vietnamesen so laut. Aber keiner kann das wirklich beantworten.

Tagsüber genossen wir den vollkommen leeren Strand und das Meer beim "Louisiane Brewhouse" und ließen uns oft und gut im TyMy Spa mit Massagen verwöhnen.

Der frühere abendliche kulinarische Genuss war stark eingeschränkt, da viele unserer Lieblingsrestaurants geschlossen waren oder nur ganz eingeschränkt Speisen anboten.

Dafür gönnten wir uns noch zusammen ein Wochenende in einer Pool Villa im "Duyen Ha Resort", in Cam Ranh 35 km entfernt von Nha Trang

Wir versuchten möglichst viel Zeit mit Dung zu verbringen, der aber wegen der Prüfungen in seiner Schule kaum noch Zeit für uns hatte. Mit der 5. Klasse endet in Vietnam die Sekundarstufe 1 und die Schüler müssen dann umfangreiche Tests schreiben.

Die reguläre Schulzeit begann um 07:00 Uhr morgens und um 11:30 Uhr beginnt dann die große Pause. Um 13:30 Uhr geht die Schulzeit dann weiter bis 16:30 Uhr. Aber zusätzlich wurde dann an vier Tagen in der Woche von 19.00 bis 20:30 Uhr Abendunterricht verlangt. So sahen wir Dung fast nur am Wochenende.

Fast in allen Fächern konnte Dung dann mit voller Punktzahl bestehen, dass war bei uns die Note 1 ist. Das half dann auch sehr einen Platz in der gewünschten neuen Au Co Schule der Sekundarstufe 2 zu bekommen.

Als wir im März 2022 in Vietnam mit den Visa für 30 Tage einreisten, hatten wir die Erwartung, dass wenige Tage später die vietnamesische Regierung dann wieder Visaverlängerungen und Langzeitvisa einführen wird, so wie vor der Corona Zeit.

Leider wurden wir und viele andere Menschen aber enttäuscht. Stattdessen mussten wir nach dreißig Tagen Vietnam verlassen.

Wir reisten nach Kuala Lumpur in Malaysia, wohnten dort im "Pullman Hotel", gingen shoppen und kehrten drei Tage später mit neuen E-Visa für weitere 30 Tage wieder zurück. Das war nicht nur ein zusätzlicher Reiseaufwand für uns, sondern kostete uns auch erhebliches Geld.

Mit dem neuen Visa blieben wir noch 30 Tage in Nha Trang und flogen dann nach Bangkok. 

Dort blieben wir noch drei Tage im "Hotel Grand Centre Point Terminal 21", bevor es wieder nach Hause ging.

Voller Enttäuschung mussten wir im Oktober feststellen, dass sich in Vietnam nichts getan hatte. Weiterhin gab es nur E-Visa für 30 Tage.

Nun planten wir wenigstens zum Geburtstag von Luong und zu Weihnachten in Nha Trang zu sein. Dafür war es das Beste erst am 03. Dezember in Vietnam einzureisen.

Also beschlossen wir einen Aufenthalt in Thailand vorzuschalten.

Wir buchten für fünf Wochen ein Apartment in Hua Hin, dem Ort in dem wir vor neun Jahren Luong getroffen hatten. Am 19. Oktober flogen wir mit Emirates Airlines mit Zwischenstopp in Dubai nach Bangkok.

Nach drei munteren Tagen in Bangkok im "Hotel Rembrandt" fuhren wir mit einem Taxi Shuttle nach Hua Hin. Das gebuchte Apartment und das Apartmenthaus mit großem Pool gefielen uns sehr gut. Ganz in der Nähe gab es auch viele kleine Restaurants, die wir fußläufig erreichen konnten.

Enttäuscht waren wir vom Strand, weil der graue Sand sehr unansehnlich war. Gern nutzten wir die beiden großen Shopping Malls in Ha Hin, die Blue Port Mall und das Hua Hin Market Village, regelmäßig für alle Einkäufe.

Ende November verließen wir Hua Hin und verbrachten noch drei Tage im "Eastin Thana Golfresort". Leider stürzte Elke hier heftig über eine Drainage und so nahm Thailand kein gutes Ende.

Am 3. Dezember flogen wir dann mit Vietnam Airlines von Bangkok über Saigon nach Nha Trang.

Dieses Mal fiel es Luong sehr schwer ein gutes Apartment für uns zu finden. Die Stadt war nämlich voll von jungen russischen Männern, oft mit ihren Frauen und teilweise mit Kindern, die vor der Einberufung zum Militär über Umwege nach Vietnam gereist sind.

Das hat für Luong und ihren Kollegen Ilya das Geschäft mit der Vermietung wieder stark angekurbelt.

So waren aber nicht nur wenige freie Apartments auf dem Markt, sondern auch die Mietpreise stiegen gewaltig.

Deshalb mussten wir erneut ein Apartment im "Maple" mieten, in dem schon im Sommer die Lärmbelästigung durch Musikveranstaltungen auf dem nahegelegenen großen Platz 2/4 unerträglich waren. So auch dieses Mal wieder, zu Weihnachten/Neujahr sogar fast täglich.

Am 07. Dezember klagte Luong über Kopfweh und starke Mattigkeit. So stornierten wir auch ihr geplantes großes Geburtstagsessen am 10. Dezember. Dung wollte dann auch bereits ab dem 08. Dezember bei Elke und mir in unserem Apartment bleiben. Das traf sich gut, da wir drei Schlafzimmer in unserem großen Apartment hatten.

Seit Ende August 2022 ist Dung in der 6. Klasse der Au Co Schule. In der Sekundarstufe oder wie man dort auch sagt, in der Junior High School. Die Umstellung ist ihm nicht leichtgefallen, da es nicht nur andere Lehrer gab, sondern auch andere Lehr- und Lernmethoden. So hatte er in den ersten Tests im Oktober keine guten Resultate erreicht.

Nun standen ab dem 13. Dezember die neuen Tests für die Halbjahreszeugnisse an. Ich übersetzte mir alle Aufgabenblätter für die 11 anstehenden Tests und machte dann einen Plan für Dung, wann er was zu lernen hat und wie das kontrolliert werden kann. Das war unbedingt notwendig. Zu Anfang musste er lernen, dass man immer erst alle notwendigen auch unangenehmen Dinge erledigt. Erst wenn das geschafft ist dann beginnt die Freizeit. Daran hat Dung sich die fünf Wochen bei uns immer gehalten.

Durch Luongs ständige berufliche Abwesenheit, vor ihrer Covid Erkrankung, nutzte Dung die Zeit allein vor allem, um mit dem Phone zu surfen oder zu spielen. Oder er schaute lieber Filme im Fernsehen oder in Netflix auf dem Phone. Die Hausaufgaben und das Lernen fielen dabei hinten herunter und so musste Luong manche Anrufe von Dungs Lehrerin erleben.

Leider gibt es derzeit in Nha Trangs Schulen zu viele Schüler und zu wenige Lehrer. Es sind so viele Menschen vom Land nach Nha Trang gezogen, dass die Schulbehörden nicht mehr nachkamen. So hatte Dung jede Woche Schule im Schichtbetrieb von 07:00 Uhr bis 09:30 Uhr, dann Unterrichtsende und danach dann wieder Schule von 13:00 bis 17:20 Uhr.

Dazu kommt dann noch die nur halb freiwillige Abendschule bei denselben Lehrern viermal wöchentlich von 19:00 bis 20:30 Uhr. Samstags dann noch zusätzlich Englischkurse von 14:00 bis 16:00 Uhr bei der Englischlehrerin zuhause. Diese Abend- und Zusatzunterrichte werden von den Eltern bei den Lehrern in bar bezahlt. Etwa 60 Prozent der Schüler nehmen daran teil. Sonntagsmorgens hat Dung dann noch Dienst als Messdiener in der Kathedrale und Sonntagnachmittag Pianokurse.

Zu allen Lehrveranstaltungen vom frühen Morgen bis zum späten Abend habe ich dann Dung mit dem Grab Taxi gefahren oder abgeholt.

Nachdem dann alle Tests am 28. Dezember absolviert waren konnten wir sehr zufrieden sein. Dung hatte es geschafft im Durchschnitt aller 11 Tests 8,8 Punkte zu erreichen, von 10 möglichen Punkten.

In den Jahren vor Corona hatten wir immer Luongs gute Freunde oder Mitstreiter zum Dinner am Jahresende eingeladen. So auch dieses Mal. Luong liebt das, weil sie sich dann immer ihre deutschen Pateneltern präsentieren kann.

Auch dies Mal waren wir 18 Personen, darunter zwei gute Freunde von Dung. Wir verbrachten zusammen einen netten Abend, traditionell im Seafood Restaurant Truc Linh 2.

Dieses Mal war das Wetter in Nha Trang schlecht. Es regnete sehr häufig, so dass wir den sonst obligatorischen Strandbesuch überhaupt nicht genießen konnten. Durch den Regen und durch den zeitintensiven Einsatz für Dung fiel das vollkommen ins Wasser. So planten wir zum Ablauf unserer Visa am 02. Januar wieder nach Hause zu fliegen.

Wegen der touristischen Hochsaison (Weihnachten, Neujahr, heilige drei Könige) bekamen wir aber zu der Zeit keine Flüge. Erst am 15. Januar war das wieder möglich.

So mussten wir noch einmal Vietnam verlassen und nach Malaysia fliegen.

Am 02. Januar flogen wir mit AirAsia von Nha Trang nach Kuala Lumpur. Dort hatten wir für vier Tage ein schönes Apartment mit zwei Schlafzimmern im "Tribeca" Apartment Gebäude gemietet. Gleich unten im Gebäude befand sich ein schönes Restaurant mit guten Frühstücksangeboten.

Kuala Lumpur ist für uns immer ein Hotspot um zu shoppen und um gut essen zu gehen. So genossen wir die vier Tage und flogen am 06. Januar wieder im Direktflug nach Nha Trang.

Die letzten Tage in Nha Trang nutzten wir um noch möglichst viel Zeit mit Dung und Luong zu verbringen. Die beiden bereiteten sich ebenfalls vor auf ihre Abreise am 15. Januar nach Ha Tinh. Am 22. Januar begann das vietnamesische Mondneujahr und da reisen fast alle Vietnamesen in ihre jeweilige Heimatstadt, um die Familie zu treffen.

Wir spielten dann noch häufig und voller Spaß „Mensch ärgere dich nicht“, „Mau Mau“ oder „UNO“, sahen mit Dung die Netflix Serie „Wednesday“ und besuchten noch zahlreiche Restaurants.

Am 13. Januar flogen wir dann nach Bangkok wo wir noch zwei Tage im „Park Nine Hotel“ verbrachten. Dann am 15. Januar ging es nach Dubai zur Zwischenübernachtung im „Dubai International Airport Hotel“ und spät am Abend waren wir wieder in München, wo uns Hans mit dem Shuttle schon erwartete.

Leider hat Vietnam die negativen wirtschaftlichen Folgen von Corona noch nicht in den Griff bekommen. Viele Restaurants, Geschäfte und Hotels haben ohne staatliche finanzielle Unterstützungen die zwei schlimmen Jahre nicht überlebt.

Ehemals belebte Touristenstraßen sind nachts durch die vielen geschlossenen Läden wie ausgestorben. Kümmerten sich früher schon die Restaurantbesitzer um die Sauberkeit vor ihren Geschäften, so fehlt das vollständig.

Die Stadtverwaltung hat anscheinend keinen Plan welche Zielgruppen der Touristen sie eigentlich gewinnen will. Die derzeit einseitige Fixierung, mit ständigen lauten Musikveranstaltungen, auf junge lokale Touristen vertreibt Menschen so wie uns aus der Innenstadt.

Da wird es Zeit umzudenken.

Am negativsten ist die derzeitige restriktive Visapolitik. Es geht einfach nicht, dass Vietnam nur 30-Tage-Visa anbietet ohne Möglichkeit der Verlängerung. Die Möglichkeit zum Überwintern dort für Ruheständler aus aller Welt war früher immer ein Schwerpunkt der Tourismuspolitik. Es ist unzumutbar und teuer alle 30 Tage Vietnam zu verlassen und mit einem neuen Visum einzureisen.

Deshalb hat Vietnam auch im internationalen Tourismus die schon niedrigen selbstgesteckten Ziele nur zu 65 Prozent erreichen können. Die direkten Konkurrenten beim Tourismus, wie Thailand, Cambodia, Malaysia und Singapur, haben durch ihre Visapolitik dagegen große Marktanteile dazugewonnen.